Big Data beschreibt die riesige Menge an Daten, die durch die Digitalisierung in allen Bereichen unseres Lebens entsteht. Big Data hat drei wichtige Merkmale: Erstens das große Datenvolumen, das ständig wächst. Zweitens die hohe Geschwindigkeit, mit der Daten erzeugt und oft sofort verarbeitet werden müssen. Drittens die Vielfalt der Datenquellen und -formate, wie Datenbanken, Texte, Bilder und XML-Dateien. Im Gesundheitswesen bietet die Analyse dieser großen Datenmengen viele Vorteile. Sie kann helfen, Krankheiten früher zu erkennen, maßgeschneiderte Behandlungen zu entwickeln und die Effizienz des Gesundheitssystems zu verbessern. Gleichzeitig wirft das Thema einige Debatten rund um den Datenschutz und den ethischen Umgang mit den Daten auf. In diesem Blogbeitrag klären wir über die Anforderungen an den Umgang mit Big Data im Gesundheitswesen auf, welche Maßnahmen zum Schutz der Daten eingesetzt werden sollten, und gehen auf einige positive Beispiele, aber auch datenschutzrechtlich bedenkliche Vorfälle ein, wie Unternehmen große Datenmengen nutzten.
Big Data im Gesundheitswesen: Anforderungen an den Umgang und Datenschutz
Der Umgang mit sensiblen medizinischen Daten stellt hohe Anforderungen an den Datenschutz und die Ethik:
- Datenschutz und Privatsphäre: Eine der größten Herausforderungen bei Big Data ist der Schutz der Privatsphäre der Patienten. Gesundheitsdaten sind sehr sensibel und es besteht ein hohes Risiko für Missbrauch und unbefugten Zugriff. Die Anonymisierung von Daten kann helfen, die Privatsphäre zu schützen. Dennoch ist es oft möglich, Personen durch die Kombination verschiedener Datensätze zu identifizieren. Ein Beispiel aus dem Jahr 2014 zeigt, dass Forscher anonymisierte Daten de-anonymisieren konnten, indem sie diese mit öffentlich zugänglichen Datenbanken kombinierten.
- Einwilligung der Patienten: Patienten müssen wissen, wie ihre Daten verwendet werden, und ausdrücklich zustimmen. Dies ist besonders schwierig, wenn Daten für andere Zwecke als ursprünglich vorgesehen genutzt werden sollen. Die Einholung einer informierten Einwilligung ist kompliziert, besonders wenn Daten anonymisiert oder für zukünftige, noch unbekannte Forschungszwecke verwendet werden. Im Jahr 2017 gab es Kritik an NHS Digital, weil sie Daten ohne die Zustimmung der Patienten an die Polizei weitergab.
- Datenqualität und Verlässlichkeit: Die Qualität und Genauigkeit der Daten sind entscheidend für verlässliche Analysen. Fehlerhafte oder unvollständige Daten können zu falschen Schlussfolgerungen und Entscheidungen führen. Es ist eine große Herausforderung, sicherzustellen, dass die Daten korrekt, vollständig und aktuell sind, da dies erhebliche Ressourcen und kontinuierliche Überwachung erfordert. Ein Beispiel ist der Fall von IBM Watson Health, dessen Krebsdiagnose-Tool auf fehlerhaften Daten basierte und daher ungenaue Vorschläge machte.
- Bias und Diskriminierung: Algorithmen und Modelle, die auf Big Data basieren, können bestehende Vorurteile und Diskriminierungen verstärken, wenn die Daten, auf denen sie trainiert wurden, solche Bias enthalten. Es ist schwierig, sicherzustellen, dass die Daten und die Algorithmen fair und unvoreingenommen sind. Dies erfordert ständige Überprüfung und Anpassung. Ein bekanntes Beispiel ist der Algorithmus von Optum, der dunkelhäutige Patienten systematisch benachteiligte, indem er ihnen weniger Gesundheitsleistungen zuwies als weißen Patienten mit ähnlichen gesundheitlichen Bedürfnissen.
- Ethische Nutzung der Daten: Die Nutzung von Gesundheitsdaten für kommerzielle Zwecke wirft ethische Fragen auf, besonders wenn die Daten ohne Zustimmung der Patienten verwendet werden. Gesundheitsdaten sollten hauptsächlich zum Wohle der Patienten und zur Verbesserung der medizinischen Versorgung genutzt werden, nicht für kommerzielle Interessen. 2019 geriet Google Health in die Kritik, als bekannt wurde, dass es Zugang zu Millionen von Patientendaten hatte, die ohne das Wissen oder die Zustimmung der Patienten bereitgestellt wurden.
Wie können die medizinischen Daten sicher und ethisch genutzt werden?
Technische Maßnahmen
Die Sicherheit medizinischer Daten ist von größter Bedeutung. Es gibt mehrere Maßnahmen, um sicherzustellen, dass diese Daten vor Missbrauch und unbefugtem Zugriff geschützt sind. Dazu gehört die Verschlüsselung der Daten sowohl während der Übertragung als auch bei der Speicherung, um unbefugten Zugriff zu verhindern. Zudem sollten nur autorisierte Personen Zugriff auf medizinische Daten haben, was durch strenge Zugriffskontrollsysteme und Authentifizierungsmechanismen erreicht werden kann. Um die Privatsphäre der Patienten zu schützen, sollten Daten, wann immer möglich, anonymisiert werden, da anonymisierte Daten keine persönlich identifizierbaren Informationen enthalten und somit das Risiko eines Datenschutzvorfalls reduzieren. Regelmäßige Sicherheitsüberprüfungen und Audits helfen dabei, Schwachstellen im Datenmanagementsystem zu identifizieren und zu beheben.
Ethische Aspekte
Neben dem technischen Datenschutz müssen auch ethische Aspekte berücksichtigt werden. Patienten sollten umfassend darüber informiert werden, wie ihre Daten verwendet werden, und ihre ausdrückliche Zustimmung zur Datenverarbeitung sollte eingeholt werden. Dies ist nicht nur ethisch korrekt, sondern auch oft gesetzlich vorgeschrieben. Gesundheitsorganisationen sollten transparent darüber sein, welche Daten gesammelt werden, wie sie verwendet werden und wer darauf Zugriff hat, um das Vertrauen der Patienten zu fördern. Die Daten sollten ausschließlich zu legitimen medizinischen Zwecken genutzt werden, und die Verwendung der Daten für kommerzielle Zwecke oder andere nicht-medizinische Anwendungen sollte strikt untersagt sein. Es muss sichergestellt werden, dass die Analyse der Daten keine diskriminierenden Praktiken verstärkt. Algorithmen und Modelle sollten regelmäßig überprüft werden, um sicherzustellen, dass sie fair und unvoreingenommen sind.
Gesetzliche Vorschriften
Die Verarbeitung von Big Data im Gesundheitswesen unterliegt strengen gesetzlichen Vorschriften. In der Europäischen Union ist die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) das maßgebliche Gesetz, das den Umgang mit personenbezogenen Daten regelt. Sie stellt sicher, dass nur die notwendigsten Daten erhoben und verarbeitet werden, dass Patienten verlangen können, dass ihre Daten gelöscht werden, wenn sie nicht mehr benötigt werden, und dass Patienten das Recht haben, ihre Daten von einem Anbieter zu einem anderen zu übertragen. Es gibt verschiedene technologische Ansätze, die helfen können, die Sicherheit und Ethik bei der Analyse großer Datenmengen im Gesundheitswesen zu gewährleisten. Die Blockchain-Technologie kann verwendet werden, um die Integrität und Nachvollziehbarkeit von Daten sicherzustellen. Künstliche Intelligenz (KI) kann eingesetzt werden, um Anomalien in großen Datensätzen zu erkennen und Sicherheitslücken zu identifizieren. Es gibt auch spezielle Datenschutz-Tools, die dazu entwickelt wurden, Datenschutzmaßnahmen zu implementieren und zu überwachen.
Fälle im Zusammenhang mit Big Data im Gesundheitswesen und Datenschutz
Die Analyse von Fällen im Zusammenhang mit Big Data im Gesundheitswesen und Datenschutz ist ein wichtiger Aspekt, um die Vorteile und Herausforderungen der Nutzung großer Datenmengen im medizinischen Bereich zu verstehen. Hier sind einige bemerkenswerte Fälle und Aspekte zu diesem Thema:
Google Health und NHS
Google Health hat in Zusammenarbeit mit der britischen National Health Service (NHS) Patientendaten analysiert, um die Gesundheitsversorgung zu verbessern. Diese Zusammenarbeit erregte Aufmerksamkeit, als bekannt wurde, dass die Daten ohne die ausdrückliche Zustimmung der Patienten weitergegeben wurden.
Datenschutzaspekte:
- Transparenz: Es wurde kritisiert, dass Patienten nicht ausreichend über die Nutzung ihrer Daten informiert wurden.
- Zustimmung: Der Mangel an expliziter Zustimmung der Patienten war ein großes Problem.
- Datensicherheit: Fragen zur Sicherheit der gespeicherten Daten wurden aufgeworfen
Apple Health und Datenweitergabe
Apple hat über seine Health App eine Plattform geschaffen, auf der Benutzer ihre Gesundheitsdaten verfolgen und speichern können. Das Unternehmen hat betont, dass die Daten auf den Geräten der Benutzer gespeichert bleiben und nicht ohne deren Einwilligung weitergegeben werden.
Datenschutzaspekte:
- Kontrolle: Benutzer haben die Kontrolle über ihre Daten und deren Weitergabe.
- Sicherheit: Die Daten werden verschlüsselt und sicher auf den Geräten der Benutzer gespeichert.
- Transparenz: Apple informiert die Benutzer klar darüber, wie ihre Daten verwendet werden.
IBM Watson for Oncology
IBM hat seine Watson-Technologie verwendet, um Onkologen bei der Behandlung von Krebs zu unterstützen, indem große Mengen an medizinischen Daten analysiert wurden. Es gab jedoch Berichte, dass Watson in einigen Fällen ungenaue Behandlungsempfehlungen gab.
Datenschutzaspekte:
- Genauigkeit der Datenanalyse: Die Genauigkeit und Qualität der Daten, die für die Analyse verwendet werden, ist entscheidend.
- Verantwortlichkeit: Es muss klar sein, wer für falsche Empfehlungen haftet.
- Patientensicherheit: Es muss sichergestellt sein, dass die Datenanalysen keinen Schaden für die Patienten verursachen.
Facebook und Cambridge Analytica
Obwohl kein direkter Gesundheitsfall, ist der Skandal um Facebook und Cambridge Analytica ein bedeutendes Beispiel für den Missbrauch großer Datenmengen. Hier wurden personenbezogene Daten ohne Einwilligung für politische Zwecke verwendet.
Datenschutzaspekte:
- Zustimmung und Bewusstsein: Die Benutzer wussten nicht, dass ihre Daten für diese Zwecke genutzt wurden.
- Datenmissbrauch: Es gibt potenziellen Risiken, wenn Daten ohne angemessene Schutzmaßnahmen genutzt werden.
- Regulierung: Der Fall führte zu verstärkten Diskussionen über die Notwendigkeit strengerer Datenschutzgesetze und Regulierungen.
Fitbit und Versicherungsunternehmen
Einige Versicherungsunternehmen bieten Rabatte auf Versicherungsprämien an, wenn Versicherte ihre Fitnessdaten über Wearables wie Fitbit teilen. Dies kann Anreize für gesündere Lebensweisen schaffen, wirft aber auch Datenschutzfragen auf.
Datenschutzaspekte:
- Datennutzung: Wie genau die gesammelten Daten verwendet werden und welche Konsequenzen sich daraus ergeben, muss kommuniziert werden.
- Freiwilligkeit: Die Freiwilligkeit der Datenweitergabe und die möglichen Auswirkungen durch diejenigen, die ihre Daten verwenden, muss den Nutzern bekannt sein.
- Diskriminierung: Potenzielle Diskriminierung basierend auf Gesundheitsdaten ist möglich.
Fazit
Die Analyse großer Datenmengen im Gesundheitswesen bietet viele Chancen, birgt jedoch auch erhebliche Risiken in Bezug auf Datenschutz und Ethik. Durch die Implementierung robuster Sicherheitsmaßnahmen, die Einhaltung ethischer Prinzipien und gesetzlicher Vorschriften sowie den Einsatz moderner Technologien kann sichergestellt werden, dass die Vorteile von Big Data im Gesundheitswesen sicher und verantwortungsvoll genutzt werden.
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Quellen:
Was versteht man unter Big Data? | Oracle Deutschland
Big Data – Wikipedia
Was ist Big Data? (weissenberg-group.de)
Big Data • Definition | Gabler Wirtschaftslexikon
Big Data im Gesundheitswesen und Krankenhaus – BDO
BMWK – Orientierungshilfe zum Datenschutz für Gesundheitsdaten
Big Data im Gesundheitswesen | Vention (ventionteams.com)
Daten für die Forschung und Versorgung | BMG (bundesgesundheitsministerium.de)
ethikrat.org/fileadmin/Publikationen/Studien/befragung-big-data-und-gesundheit.pdf
Big Data: Datenmengen sinnvoll nutzen (aerzteblatt.de)
Big Data und Gesundheit: Viele Hoffnungen, viele Ängste (aerzteblatt.de)
opus.bibliothek.uni-augsburg.de/opus4/frontdoor/deliver/index/docId/98474/file/98474.pdf
Big Data im Gesundheitswesen: 3 Beispiele aus der Praxis (softeq.com)Big Data in der Medizin – Daten zum Nutzen für den Kranken (deutschlandfunkkultur.de)